Brahms‘ Requiem ist nach Worten der Heiligen Schrift für Soli, Chor und Orchester auskomponiert. Die deutschsprachigen Texte der sieben Werksätze sind dem Neuen Testament und den Psalmen entnommen. Anders als der Titel Requiem nahelegt, steht das Werk nicht in der Tradition der kirchlich-liturgischen Musik, d. h. der lateinischen Totenmesse, sondern stellt eine Auseinandersetzung mit dem Tod im Geiste romantischer Klangästhetik ohne Beziehung auf kirchlich-konfessionelle Formen dar. Die Musik changiert zwischen der Darstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeitshoffnung, zwischen Trost und Trauer. Clara Schumann kommentierte das Requiem in einer Briefkorrespondenz mit Brahms wie folgt: „Aber sagen muss ich Dir noch, dass ich ganz erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend."
Das Hörerlebnis wechselt zwischen meditativen und mitreißenden Passagen, zwischen Homophonie und kunstvoll gearbeiteter Polyphonie, zwischen Erschütterung und tröstlicher Erhebung. Eingekleidet ist die romantische Klangvielfalt in komplexe harmonische Wendungen, die den Wahrnehmungsfluss ununterbrochen fortspinnen. Kurz gesagt: Brahms‘ Requiem ist ein wahres Klangkaleidoskop, das einen Konzertbesuch lohnt.