Bischöfliches Gymnasium
Sankt Ursula
Geilenkirchen
Unser ehemaliger Kollege – Herr Oberstudienrat i.K. Dr. Ferdinand Zander – ist am 5.9.2023 im Alter von 88 Jahren gestorben.
Die Schulgemeinde des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula trauert um den geschätzten Verstorbenen, der viele Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung in unserer Schule gearbeitet hat, und nimmt Anteil am Schmerz seiner Familie über den Verlust ihres lieben Angehörigen.
Herr Dr. Zander unterrichtete seit dem Jahr 1968 bis zum Jahr 1997 an unserer Schule die Fächer Deutsch, Geschichte und Musik und hat somit vielen Schülergenerationen die Welt der Literatur und Musik in ihren historischen Entwicklungen erschlossen. Schon in seinem Studium und im Thema seiner Doktorarbeit verband sich sein Interesse an der Literatur, der Geschichte und der Musik, da er über die Texte der Bach-Kantaten forschte. Die Verbindung dieser drei Fachgebiete war für sein Leben und besonders auch für seinen Beruf als Lehrer prägend, da er sich als Historiker besonders für die Texte der älteren deutschen Literatur interessierte und sich als Musikexperte vor allem für die Werke Johann Sebastian Bachs und Richard Wagners begeisterte. Besonders bei Wagner beeindruckte ihn die musikalische Verarbeitung mittelalterlicher literarischer Themen.
Seine Begeisterung für das Mittelalter in Literatur und Musik wusste er auch an seine Schüler zu vermitteln, denen er immer wieder die Werte der alten Texte und die Bezüge zwischen dem Leben der Menschen im Mittelalter und in der Moderne erschloss. So war er in jedem seiner Fächer immer Literaturvermittler, Historiker und Musiker zugleich.
Herrn Dr. Zander kam es stets darauf an, seinen Schülern den Bildungswert der vermittelten Kulturgüter aufzuzeigen; das hieß für sein Selbstverständnis als Lehrer, dass junge Menschen in der Auseinandersetzung mit den von ihm präsentierten literarischen und musikalischen Werken ihre Persönlichkeit entdecken und entwickeln sollten. Diesem Zweck dienten auch die vielen Opern- und Konzertbesuche, die er mit seinen Schülern unternahm, und seine zahlreichen privaten musikalischen Veranstaltungen. Durch diese Konzerte in seinem Haus, für die er viele namhafte musikalische Künstler gewinnen konnte, wurde Herr Dr. Zander weit über Geilenkirchen hinaus wegen seiner Musikkompetenz bekannt.
Bei seiner Verabschiedung aus dem Schuldienst im Jahr 1997 sagte er zu seinen Kollegen, er sei gern Lehrer gewesen und stets gern in seine Unterrichtsstunden gegangen. Die Identifikation mit seinem Beruf kam auch in seinem alltäglichen Auftreten als Lehrer und im Umgang mit seinen Schülern und Kollegen zum Ausdruck: Man kannte ihn als stets freundlichen, aufgeschlossenen, umgänglichen und liebenswürdigen Kollegen, der sich in besonderer Weise für seine Mitmenschen interessierte. Seine Mitmenschen waren für ihn selbstverständlich die großen Persönlichkeiten der Literatur-, Musik- und Weltgeschichte, aber auch alle Menschen in seiner näheren und ferneren Umgebung: Dr. Zander beeindruckte immer wieder durch seine überraschenden Detailkenntnisse über alle möglichen biographischen Fakten aus dem Leben großer Personen der Geschichte. Für Herrn Dr. Zander war Geschichte nicht etwas Vergangenes und damit passé, sondern das Vergangene wirkte für ihn in der Gegenwart weiter, so dass sich aus der Vergangenheit Erkenntnisse und Erklärungen für Gegenwärtiges und Zukünftiges finden lassen. Dr. Zander war im wahrsten Sinne des Wortes ein Zeitgenosse, indem er Anteil nahm an den großen und kleinen Geschehnissen der Zeit.
Unvergessen und sicherlich auch vielen seiner ehemaligen Schülerinnen und Schülern noch erinnerlich ist seine Angewohnheit, bei der Korrektur von Klassenarbeiten und Klausuren die gefundenen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler mit der entsprechenden Regelnummer aus dem Duden zu versehen. Hierin zeigt sich ebenfalls seine erstaunliche Detailkenntnis in vielen Lebensbereichen: Er konnte die Duden-Regelnummern aus dem Stand nennen, und sie waren tatsächlich richtig!
Da Herr Dr. Zander so lange an unserer Schule tätig war und auch nach dem Ende seiner Dienstzeit bis ins hohe Alter dem Kollegium durch seine Teilnahme an Veranstaltungen, Festen und sonstigen kollegialen Treffen verbunden blieb, ist die Erinnerung an seine beeindruckende Persönlichkeit im Umfeld der Schule und der Stadt Geilenkirchen noch sehr wach und mit vielen schönen Begebenheiten verbunden. Umso größer ist die Trauer über den Tod dieses liebenswürdigen Kollegen, der so viele Jahre Teil unserer Schulgemeinschaft war.
Wir werden Herrn Dr. Zander ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren und fühlen uns in der Trauer mit seinen Angehörigen verbunden, denen wir von Herzen viel Kraft und Zuversicht wünschen, um den Verlust des geliebten Menschen zu ertragen.