Unter der Leitung von Chorleiter Thomas Gottschalk verzückten Kammerchor und Orchester Jung und Alt in den gut besuchten Kirchen; mit großem musikalischem Geschick gelang es den Ausführenden, der Musik des romantischen Stimmungsmalers Leben einzuhauchen. Die Vorfreude auf Weihnachten als ein Fest des Lichts wurde dabei u. a. im „Lobgesang“ greifbar: anmutige Arien, anrührende Orchester- und Solopassagen sowie klangvolle Chöre ebneten den Durchbruch von der Dunkelheit zum Licht. Das wiederholte, bisweilen klagende Fragen des Solotenors nach dem Ende der Nacht, „Hüter, ist die Nacht bald hin“ (Nr. 6), beantworteten Chor und Orchester mit einer fulminanten Interpretation des Chors „Die Nacht ist vergangen“ (Nr. 7). Dabei vermischten sich Orgel, Chor und Orchester zu einem Klanggemälde, das dem Publikum von allen Seiten des Kirchenraums schmeichelte.

Der Lobpreis Gottes potenzierte sich in den spannungsgeladenen Rahmenchören der 2. Sinfonie: Die beiden Chöre „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“ (Nr. 2) und „Ihr Völker, bringet her dem Herrn Ehre und Macht“ (Nr. 10) wurden mit Eleganz, voluminöser Kraft und rhythmischer Präzision zu Gehör gebracht. Die der Musik innewohnende, fanfarenhafte Energie fand einen deutlichen Kontrast in der friedvoll anmutenden Gestaltung des Duetts Nr. 5, „Ich harrete des Herrn“, das von den Solistinnen Maria Iturbide (Birgden, Alumna) bzw. Alegra Muhamedagic (Geilenkirchen), einer Schülerin der Jahrgangsstufe 9, sowie Margaux Marggraf, einer langjährig verdienten Sängerin des Kammerchors, im Dialog mit Chor und Orchester herzbewegend zur Aufführung kam. Das anschließende c-Moll der Tenorarie Nr. 6 „Stricke des Todes hatten uns umfangen“ spann den musikalischen Kontrast weiter: dem Solotenor Ton Gerrits gelang es meisterlich, sein Stimmfach zur Darstellung der Finsternis und zur Pointierung seines Fragens nach dem Licht einzusetzen, bis die Sopranistin Marggraf schließlich im strahlenden D-Dur mit heldenhafter Klangfarbe das Tagen ankündigte. 

Marggraf (Sopran) und Gerrits (Tenor) stellten ihre unzweifelhafte Gesangsexpertise mehrfach unter Beweis. Auch das Duett „Drum sing ich mit meinem Liede“ (Nr. 9) präsentierten Sopran und Tenor mit verständlicher Diktion, dynamisch ausgewogen und mit einem Ausdruck, der die Gemüter der Besucherinnen und Besucher schwelgen ließ.

Zudem konnte das Orchester, aus dem einige Instrumentalisten auch als Solistinnen und Solisten in Erscheinung traten, durch einen wohlgeformten Klang, dynamische Differenzierung und eine dem Anlass entsprechende romantische Klangfarbe ein Ausrufezeichen setzen.

Nicht minder glanzvoll als der „Lobgesang“ waren die Darbietungen der Mendelssohn’schen Vertonungen der Psalmen 42 und 98, die vom Ruf nach Frieden in der Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ abgerundet wurden. Dass das Publikum einen Hauch von weihnachtlicher Beseeltheit empfand, verdankte sich nicht zuletzt den Klängen aus Mendelssohns sechssätziger Weihnachtskantate „Vom Himmel hoch“. In der gleichermaßen von Polyphonie und romantischer Klangschichtung geprägten Musik wurde die Vorfreude auf das Weihnachtsfest leibhaftig. Zwei innige Arien und ein meditatives Arioso, vorgetragen von Hartmut Nasdala (Bass) und Margaux Marggraf, setzten ihr Augenmerk gekonnt auf das friedvolle Wesen von Weihnachten.

Der bestens disponierte Kammerchor zeigte mit ca. 60 Sängerinnen und Sängern eine insgesamt hoch konzentrierte, interpretatorisch gelungene und intonatorisch präzise Gesamtleistung. Sowohl in a-cappella-Passagen als auch in Begleitung des Sinfonieorchesters stellten die jungen Stimmen ihre gesangliche Qualität unter Beweis. Das große Potenzial des Chors blitzte in einem äußerst homogenen Klang auf. Betörend war insbesondere der Zusammenklang der Sopran- und Altstimmen, die in abgestimmtem Timing mit den Männerstimmen interagierten. Ein Projektchor aus Alumni und Freunden von St. Ursula unterstütze den Kammerchor, sodass die vielfältigen Herausforderungen des anspruchsvollen Konzertprogramms unbeschwert gemeistert werden konnten. Auch Alumnus Simeon Heyderhoff trat mit einer hörenswerten Interpretation der Arie „Herr Gott Abrahams" aus Mendelssohns „Elias" in Erscheinung.

Musikalisch steigerten sich Chor und Orchester im Vergleich zur Konzertpremiere in der Mönchengladbacher Citykirche „Alter Markt“ im November deutlich. Die intensive Probenarbeit, ein hohes Maß an Engagement und Motivation sowie eine gehörige Portion Liebe zum Detail trugen dazu bei, dass die Konzerte als großer Erfolg verbucht werden konnten.

Was bleibt sind zahlreiche musikalisch-ästhetische Erfahrungen und Begegnungen mit Musik, die Brücken bauen zur alltäglichen Gebrauchspraxis der Schülerinnen und Schülern. Derartige Projekte sind ein Baustein im Mosaik des musischen Profils unserer Schule; sie leisten einen Beitrag zum bedeutungstiftenden Eintauchen in unterschiedliche musikalische Praxisformen und bilden Ausgangspunkte für die reflektierte Aushandlung und Entwicklung der eigenen musikalisch-kulturellen Identität.

Das Publikum verlieh seiner Begeisterung durch langanhaltende, teils stehende Ovationen Ausdruck. Die mit Stolz erfüllten Schülerinnen und Schüler dankten dem tosenden Echo des Publikums mit zwei schmissigen Zugaben.

Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden in Chor und Orchester, die Gesangssolisten, die Organisten Andrea Fühner (Geilenkirchen) und Kianhwa Djie (Birgden), die Schüler des Technikteams sowie die Volksbank Heinsberg eG für die großzügige finanzielle Unterstützung der Konzerte.

Musik macht den Alltag bunter, besonders das Singen in einem Chor. Verbringst du gerne Zeit mit Freunden und teilst eine Faszination für Musik, so werde auch du Teil der herzlichen Gemeinschaft des Kammerchors St. Ursula. Wir laden interessierte Schülerinnen und Schüler insbesondere der Klassen 8 bis Q2 herzlich zur Mitwirkung und Unterstützung neuer Chorprojekte ein. Auf dem Programm stehen u. a. Konzerte des Kammerchors mit dem WDR-Rundfunkchor unter der Leitung von Simon Halsey in der Aula des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula sowie beim Kulturfestival „KulturPur“ in Siegen-Wittgenstein. Die wöchentlichen Proben finden dienstags von 17.30 Uhr bis 20.00 Uhr in der Aula statt.