Jugend debattiert: Bundesfinale 2019 in Berlin mit Hanna Voßen

Jugend debattiert (c) Jugend debattiert / Hertie-Stiftung
Datum:
Di. 2. Juli 2019
Von:
Hanna Voßen und Dominik Esser

„Ich hatte eigentlich bei der zweiten Debatte kein gutes Gefühl, diese wurde aber wesentlich besser bewertet“, sagt Hanna nach der Finaltour von Geilenkirchen nach Berlin und wieder zurück. Trotzdem sei der neunte Platz beim Bundesfinale ein tolles Ergebnis. Immerhin ist sie gegen die 32 besten Debattierkünstler aus ganz Deutschland angetreten, und „da waren wirklich starke Leute dabei; manche davon, die ich wirklich gut fand, sind in der Tabelle noch hinter mir gelandet“, resümierte die Schülerin der Klasse 9d des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula Geilenkirchen. Wie es in Berlin war, berichtet Hanna selbst.

Erfahrungsbericht, Wochenende in Berlin

Schon bevor ich mich am Donnerstag, dem 20. Juni 2019, gemeinsam mit meiner Familie auf den Weg nach Berlin machte, hatte ich mich mit den drei Debattenthemen auseinandergesetzt. Ich hatte Statistiken und Studien herausgesucht, um meine Argumente zu belegen, hatte Artikel gelesen und mir Strategien zur Auseinandersetzung mit den Streitfragen überlegt. Zusätzlich dazu hatte ich mich auch noch einmal mit meinen beiden Lehrerinnen Frau Mader-Bleimann und Frau Ziemons ausgetauscht. Beide hatten mich während meiner gesamten Teilnahme bei "Jugend debattiert" begleitet und unterstützt. Und genau weil ich mich schon zuvor so intensiv vorbereitet hatte, war auch die Angst, die mich dann während der Autofahrt überkam, völlig unbegründet. Zu meiner Beruhigung stellte ich allerdings nach der siebenstündigen Fahrt fest, dass es den anderen Debattanten, mit denen ich mich auf dem Rhetorikseminar in Würzburg etwa einen Monat zuvor angefreundet hatte, auch nicht besser ging. Zwar war die Wiedersehensfreude groß, doch eine gewisse Anspannung war kontinuierlich zu spüren.

Nach dem Abendessen fand dann die offizielle Begrüßung statt, bei der zunächst der Tagesablauf für Freitag und danach die Debattenpläne bekanntgegeben wurden. Besonders die Debattenpläne interessierten mich, weil ich endlich erfahren wollte, welche Position ich in welcher Streitfrage vertreten würde. Nachdem auch dieser Punkt der Tagesordnung abgeschlossen war, hatten wir den Rest des Abends Zeit, um uns auf die Debatten am Freitag vorzubereiten und uns mit unseren Mitdebattanten abzusprechen. Im Anschluss daran ging ich schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein. Ich hatte Schwierigkeiten einzuschlafen, denn ich wusste, dass morgen der Tag sein würde, auf den ich mich schon so lange Zeit vorbereitet und auf den ich fast ein halbes Jahr hingearbeitet hatte. Im Kopf ging ich immer wieder meine Argumente durch, bis ich schließlich doch einschlief.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker schon früh, denn meine Mitbewohnerin Maria und ich sollten schon um sieben beim Frühstück sein. Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, machten wir uns – ähnlich wie am Abend zuvor – auf zum großen Saal, wo der Projektleiter Ansgar Kemmann uns noch einmal allen viel Erfolg wünschte. Anschließend fanden wir uns in den einzelnen Tagungsräumen ein, wo die Debatten stattfinden sollten. Der Raum war mit zwei großen Rednerpulten ausgestattet: Eines für die Pro- und eines für die Contraseite. Als ich diese sah, wusste ich, dass ich genau dort in einigen Minuten stehen müsste, während mir die Jury und die Zuschauer zuhören würden. Das machte mich zum einen wieder ein wenig nervös, zum anderen bekam ich aber plötzlich wirklich Lust darauf, in der Debatte zu zeigen, wie sicher ich mich in meinem Thema auskenne und wie gut ich auf Redebeiträge der Gegenseite eingehen kann, um deren Argumente mit meinen eigenen zu entkräften. Das verlieh mir Selbstbewusstsein und gab mir die Sicherheit, auf mich und meine gewonnene Redefähigkeit zu vertrauen. So verlief die Debatte auch recht gut, und ich hatte das Gefühl, dass ich mit meiner Leistung zufrieden sein konnte.

Nach dem anschließenden Mittagessen ging es in die zweite Runde. Auch sie verlief ohne große Fehler meinerseits. Nur mit meiner Schlussrede war ich nicht so ganz zufrieden gewesen, dennoch war die Resonanz der Jury recht positiv ausgefallen. Dann hatte ich es geschafft. Auch wenn die beiden Debatten viel Spaß gemacht hatten, war ich froh, nun endlich ein wenig entspannen zu können, bevor schließlich die Ergebnisse verkündet werden sollten. Die Siegerehrung fand wieder im großen Saal statt. Ich hatte mir für den Bundeswettbewerb vorgenommen, mein Bestes zu geben und möglichst gut abzuschneiden. So hatte ich mir aber auch nach den Debatten nicht sonderlich große Hoffnungen gemacht, als eine der vier Besten in das Bundesfinale am Samstag einzuziehen.

Trotzdem war ich ein wenig enttäuscht, als ich erfuhr, dass es tatsächlich nicht fürs Finale gereicht hatte. Ich war neunte geworden. Eigentlich ein recht gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass hier am Freitag die 32 Besten aus ganz Deutschland debattiert hatten, und somit war ich am Ende des Tages doch recht zufrieden mit meiner Leistung. Nach einem gemeinsamen Grillabend und vielen netten Gesprächen fiel ich recht spät völlig übermüdet ins Bett. Da war ich doch ganz froh, dass ich am nächsten Tag nicht mehr im Finale ranmusste.

Am Samstag fuhren wir schon relativ früh vom Hotel aus zur Urania, wo später das große Finale stattfand. Der Saal war groß, und am hinteren Ende zeigte sich eine hell beleuchtete Bühne. Zum Anfang der Veranstaltung wurden noch einmal alle Landessieger auf diese Bühne hinaufgebeten. Dann begann der Hauptteil der Veranstaltung mit der Debatte der S I.  Es war eine gute Debatte, die sehr vielfältig gestaltet war, und ich fand, dass sich alle Debattanten recht gut geschlagen hatten. Am Ende gewann dann Emma de Bourdeille aus Berlin. Weiter ging es mit der Debatte der S II. Ich fand, dass diese Debatte auf einem noch höheren Niveau stattfand als die der S I. Insgesamt waren es aber zwei würdige Bundesfinaldebatten. In der S II sicherte sich schließlich Lia Schöneweiß aus Köln den ersten Platz. Im Anschluss feierten wir gemeinsam mit allen zusammen die Siegerinnen des Tages – bei einem leckeren Buffet.

Danach hieß es aber auch schon wieder Abschied nehmen, denn die ersten Züge mussten erreicht werden. Mir fiel es schwer, mich von einigen zu verabschieden, weil ich genau wusste, dass es schwierig werden würde, sich zu besuchen. Schließlich wohnen wir alle in ganz unterschiedlichen Ecken Deutschlands. Trotzdem haben wir uns versprochen, uns, sobald es geht, noch einmal zu treffen. Damit neigten sich dann die Bundesfinaltage in Berlin ihrem Ende zu. Meine Familie und ich hatten aber beschlossen, unseren Kurzurlaub noch um einen Tag zu verlängern, weshalb wir erst am Sonntag unsere Rückreise antraten. Insgesamt sind sowohl die Finaltage in Berlin als auch alle Wettbewerbe und Rhetorikseminare von "Jugend debattiert" zuvor eine unglaublich wertvolle Erfahrung für mich gewesen.

Ich habe während dieser Zeit viel gelernt und gemerkt, wie wichtig es ist, sich eine eigene Meinung über Themen zu bilden und sich darüber in konstruktiven Gesprächen auszutauschen. "Jugend debattiert" hat mir viel für meine Gesprächsfähigkeit, mein Ausdrucksvermögen, aber auch für den Umgang mit Informationen, Statistiken und Studien gebracht. Es war eine Zeit, die ich immer in positiver Erinnerung behalten werde, und ich kann jedem, der die Möglichkeit hat, an diesem Format teilzunehmen, empfehlen, es zu tun. Denn es lohnt sich!

Eure Hanna Voßen

 

Pressemitteilung mit allen Siegerinnen und Siegern