Zur Aufführung kamen die Kantaten eins bis drei sowie ausgewählte Stücke aus den Kantaten vier und sechs des Bach’schen Oratoriums. Chor, Solisten und Instrumentalisten waren die Sehnsucht und die Erleichterung anzumerken, nach einer langen coronabedingten Pause endlich einmal wieder vor einem großen Publikum auftreten zu können. 

Jubilierend schallte der Eingangschor »Jauchzet, frohlocket!« klanggewaltig durch den Raum, als Kammerchor und Orchester das Weihnachtsoratorium intonierten. Die jungen Stimmen gingen leidenschaftlich ans Werk. Mit Engagement und dirigentischem Schwung zauberten die Musiker unter der Leitung von Thomas Gottschalk ihrem Publikum die Weihnachtsfreude in Herz und Seele. Gut gewählte Tempi ließen die Einstimmung auf das Weihnachtsfest in ca. 95 Minuten Aufführungsdauer wie im Flug vergehen, kontemplative Momente in Chören und beseelte Arien luden zum Verweilen ein. Der Kammerchor war wunderschön klar disponiert und rhythmisch sicher; selbst polyphone Passagen übten eine magische Anziehungskraft auf den Hörer aus. Dem standen die Solisten an den Konzertabenden in St. Ursula und St. Nikolaus zu Gangelt in nichts nach.

Olga Kreimer erfreute das Publikum mit ihrem warmen Alt durch die einfühlsam vorgetragene Arie »Schlafe, mein liebster, genieße der Ruh«; auch der atmosphärische Kontrapunkt der beschwingt dargebotenen Arie »Bereite dich, Zion« gelang Kreimer mit viel gesanglichem Geschick. Im Zusammenspiel mit der Konzertmeisterin an der Violine zeigte auch Altistin Stephanie Baumeister durch ihre anmutige Interpretation der Arie »Schließe, mein Herze, dies seelige Wunder« ihr Können.

Einen Höhepunkt musikalischer Prachtentfaltung boten der Trompeter Leo Jansen und der Solobassist Hartmut Nasdala, die der Arie »Großer Herr, o starker König« glanzvoll musizierend Leben einhauchten. Herrlich abgestimmt und musikalisch erfrischend präsentierten Nasdala und Solosopranistin Margaux Marggraf auch das Duett »Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen«. Das sopranistische Nachwuchstalent Marggraf brillierte allenthalben mit stimmlicher Eleganz und Virtuosität.

Der niederländische Tenor Ton Gerrits tat sich mit einer expressiven Darbietung des Evangelisten hervor; er führte mit guter Textverständlichkeit durch die Weihnachtsgeschichte. Voll freudiger Eile wurde auch die Tenorarie »Frohe Hirten, eilt, ach eilet« gestaltet, die Flötistin und Solotenor mit Bravour meisterten.

Orchester und Continuo boten stets eine sichere Bank und wussten auch ihrerseits das Publikum mit anmutigen Instrumentalklängen zu verzaubern, etwa durch die Sinfonia, eine Hirtenmusik, zu Beginn der zweiten Kantate.

Die wahren Hauptakteure waren allerdings hinter dem Orchester zu finden. Die insgesamt sechzig Sängerinnen und Sänger des Kammerchors sowie des Projektchors »Alumni and Friends von St. Ursula« sangen wie mit einer Stimme: textdeutlich, präsent und klanglich ausgewogen. 

Zum Herzstück des Abends wurde der Choral »Ich steh an deiner Krippen hier« aus der Schlusskantate: zart, innig und emotional zu Tränen rührend. Der Chor harmonierte im Zusammenwirken mit dem Orchester durch intonatorische Sauberkeit und eine musikalisch ausdifferenzierte Interpretation mit ausgewogenen dynamischen Abstufungen.

Die Künstler wurden durch das zahlreiche Publikum mit tosendem und langanhaltendem Applaus belohnt; Chor und Orchester verabschiedeten die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer in Turnhalle und Kirche u. a. mit Bachs Arie »Großer Herr, o starker König«, klangvoll gesungen von Nachwuchstalent Simeon Heyderhoff, und Georg Friedrich Händels »Hallelujah« aus dem „Messias“.

Die vielen intensiven Proben seit September dieses Jahres hatten sich ausgezahlt. Zwei unvergessliche Konzertabende werden den ausführenden Schülerinnen und Schülern lange in Erinnerung bleiben. Ein nochmaliger Dank gilt der großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Kreissparkasse Heinsberg und auch der Schülervertretung (SV) für die Gestaltung des stimmungsvollen Empfangs am Samstagabend im Rosengarten unserer Schule. Wenngleich die Anspannung nach den wunderbaren Konzertabenden nun verständlicherweise etwas nachlässt, freut sich der Kammerchor bereits jetzt auf zukünftige herausfordernde Projekte wie z. B. eine Konzertkooperation mit WDR-Rundfunkchor, WDR-Big Band und Landesjugendchor in der Kölner Philharmonie.