Es ist kein Zufall, dass das heutige Bischöfliche Gymnasium St. Ursula in Geilenkirchen entstand. Hier existierten um die Mitte des 19. Jahrhunderts günstige Bedingungen für die Gründung einer derartigen Institution: Geilenkirchen besaß als Kreisstadt eine gewisse zentralörtliche Funktion; mit dem Anschluss an die Bahnlinie Aachen-Mönchengladbach war der Ort besser erreichbar als so manche Gemeinde im weiteren Umfeld; ein ehrgeiziger Pfarrer, Johann Martin Heyden, schaffte in seiner Gemeinde ein konservativ-ultramontan ausgerichtetes Profil, das typisch für das katholische Milieu jener Zeit war. Um es zu stärken, bemühte sich der Geistliche, Ursulinen aus dem benachbarten niederländischen Sittard zu gewinnen, die die Mädchenklasse der Volksschule in Geilenkirchen übernehmen sollten. Dies gelang im Juni 1855. Doch Heyden dachte auch daran, eine Höhere Mädchenschule zu errichten, wobei sein Ansinnen Bestrebungen entgegenkam, die es in Geilenkirchen schon seit 1849 gegeben hatte. Mit der Anmietung der alten und ansonsten funktionslos gewordenen Burg, der Keimzelle der Stadt, die bis heute deren ältestes Baudenkmal darstellt, gelang ein wichtiger Schritt: Nicht nur, dass das Anwesen neben der Kirche als Kloster, als Filiale des Mutterhauses in Sittard, dienen konnte; jetzt war auch in ausreichendem Maße Raum vorhanden, um das Vorhaben einer Höheren Mädchenschule weiterzuverfolgen.
Zum 1. April 1856 nahm dann diese Institution ihren Betrieb auf. Was folgte, war ein rascher Ausbau. Nach Anerkennung des Klosters von erzbischöflicher Seite sowie dem Ankauf des Burggeländes (beides 1857) konnte im Oktober 1858 noch vor Anerkennung des Klosters von königlicher Seite (1859) das Internat eingerichtet werden, dessen Einkünfte wesentlich zum Lebensunterhalt des wachsenden Konventes beitrugen. Neben der Höheren Töchterschule sowie der Elementarschule betrieben die Schwestern außerdem ein Waisenhaus und eine Kleinkinderbewahranstalt. Entsprechend wurden die Gebäulichkeiten ausgebaut, vorzugsweise die Vorburg. Hier entstanden eine Kapelle und ein Wohnhaus für den Klostergeistlichen sowie ein großes Haus für das Internat. Die Schülerinnen der Höheren Töchterschule entstammten einer wohlhabenden Klientel, auf die auch die Lehrgegenstände zugeschnitten waren. Leitbild war das Ideal der Ehefrau und Mutter in einer Familie der besseren Kreise, weshalb neben einer Elementarbildung auch Handarbeiten, Musik und sogar Fremdsprachen – Französisch, Niederländisch, Englisch – angeboten wurden. Die religiöse Bildung stellte daneben einen weiteren Schwerpunkt dar.
Nach dem großen Aufschwung der ersten eineinhalb Jahrzehnte, geriet das Kloster im Kulturkampf unter Druck. 1872 wurde den Schwestern der Elementarunterricht entzogen; ab 1875 war der Konvent ständig von Auflösung bedroht. Die Ursulinen übertrugen deshalb ihr Anwesen einem Aachener Privatmann. Nach der Schließung der Kleinkinderbewahrschule und des Waisenhauses konnte das Ende der Höheren Töchterschule und des Konvents noch bis Ende März 1879 hinausgezögert werden. Dann übersiedelte der Konvent mit den Schülerinnen ins niederländische Helden-Panningen, von wo aus man 1883 nach Venlo ging. Das dortige Ursulinenkloster wurzelte also im Geilenkirchener Konvent.