Ausstellung in der Aula vom 06. bis zum 17. November: Schulprojektgruppe rekonstruiert zerstörte Geilenkirchener Synagoge

Ausstellungsplakat (c) Bischöfliches Gymnasium St. Ursula Geilenkirchen
Datum:
Mo. 30. Okt. 2023
Von:
Dominik Esser

„In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gelangte die Nachricht einer reichsweiten ,Judenaktion‘ auch nach Geilenkirchen. Eine Gruppe überzeugter Nationalsozialisten unter der Leitung des damaligen Kreisleiters der NSDAP, Konrad Volm, machte sich sofort auf den Weg ins Zentrum der Stadt und drang gewaltsam in die Geilenkirchener Synagoge ein. Fenster und Lampen des Gebetshauses wurden zerschlagen, alle Einrichtungsgegenstände zertrümmert, in der Mitte der Synagoge gesammelt und in Brand gesetzt. Die städtische Feuerwehr war vor Ort, sorgte jedoch lediglich dafür, dass das Feuer nicht auf die umliegenden Häuser übergriff. Das schwer beschädigte, aber durch den Brand nicht vollständig zerstörte Synagogengebäude wurde einige Tage später abgerissen.“

Mit dieser Schilderung der Ereignisse in der Reichspogromnacht 1938 erinnert die Projektgruppe des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula Geilenkirchen auf ihrer Informationsseite an die gewaltsame Zerstörung der Geilenkirchener Synagoge. Rund 85 Jahre später präsentieren die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrerin Dr. Andrea Schloemer und Lehrer Pascal Cremer als Ergebnis einer intensiven Projektarbeit die digitale Rekonstruktion dieses besonderen Gebäudes, an das heute nur noch ein Stein und vier Gedenktafeln in der Geilenkirchener Innenstadt erinnern.

Unterstützt durch Sponsoren, tatkräftige Helfer und das Architekturbüro „Architectura Virtualis“ aus Darmstadt stellt die Gruppe das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit ab dem 06. November 2023 in einer Ausstellung in der Aula des Gymnasiums Sankt Ursula vor. Besucher sind zu den Öffnungszeiten ganz herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 17. November 2023 immer dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr. „Morgens wird es zudem verschiedene Führungen für Schülerinnen und Schüler geben“, sagt Lehrerin Dr. Andrea Schloemer.

Digitaler Einblick, Stellwände und Exponate

Quellenarbeit_Gedenktafel (c) Bischöfliches Gymnasium Sankt Ursula Geilenkirchen

Gezeigt wird in der Aula nicht nur die aufwendig gestaltete Rekonstruktion der Synagoge, zusätzlich werden zwanzig Stellwände zu sehen sein, die sich mit dem jüdischen Leben in Geilenkirchen, dem Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger und mit dem Rekonstruktionsprozess der Synagoge beschäftigen, hinzu kommen ausgestellte Exponate wie Torarollen und Steine der Synagoge. Um ein besonderes Erlebnis zu schaffen, sollen an einzelnen Besuchstagen VR-Brillen, bereitgestellt vom World Jewish Congress, für einen ganz besonderen Blick auf und in das Innere der Synagoge sorgen.

Damit dieser Blick besonders detailgetreu werden kann, haben Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe während der einzelnen Projektphasen recherchiert, Quellen gesammelt und unzählige Informationen zur zerstörten Geilenkirchener Synagoge ausgewertet. Jedes Ergebnis wurde an das Architekturbüro weitergeleitet, das die Rekonstruktion unter der Leitung von Geschäftsführer Marc Grellert nun fertiggestellt hat.

Die Projektgruppe freut sich darauf, der Öffentlichkeit das Ergebnis ihrer außergewöhnlichen Arbeit ab dem 6. November zu präsentieren und dankt allen Unterstützern für die vielfältige Hilfe sowie die zur Verfügung gestellten Geldmittel, ohne die die Verwirklichung des Synagogenprojekts nicht möglich gewesen wäre.

Projektgruppe Synagoge:  Nils Biermann, Sönke Godemann, Anton Heinrichs, Tamina Kauhl, Jona Krifft, Arne Laggner, Jan Mingers, Lilly Moll, Lotta Piepers, Felicia Schüller, Rosa von den Driesch, Johanna Wagner, Dr. Andrea Schloemer und Pascal Cremer. (c) Bischöfliches Gymnasium St. Ursula Geilenkirchen (Dominik Esser)