Sri Lanka ist eine Inselnation im Indischen Ozean mit rund 22 Millionen Einwohnern. Im Rahmen der diesjährigen Fastenaktion stand das Land im Mittelpunkt der Arbeit des Bischöflichen Hilfswerks Misereor – insbesondere der Schutz der Menschenrechte in Sri Lanka. Im Zuge dessen besuchte Sawarinathan Nicholas aus Sri Lanka, ein Mitarbeiter des Projekts Green Gold Harvesters, das Gymnasium Sankt Ursula.
„Ich arbeite im Hochland von Sri Lanka und freue mich sehr, hier heute in dieser Schule vor Euch zu stehen“, so Nicholas. Seine Bemühungen für sein Projekt sind eng koordiniert mit der Caritas auf Sri Lanka, die von Misereor unterstützt wird. Bereits seit zwölf Jahren arbeitet Nicholas mit Misereor zusammen und verwirklicht verschiedene Projekte, um Menschen vor Ort zu helfen.
Die Achtung und Stärkung der Würde der Bewohnerinnen und Bewohner von Teeplantagen in Sri Lanka ist dabei ein besonderes Anliegen. Die meisten Menschen, die während der Kolonialzeit aus Indien nach Sri Lanka gebracht wurden, leben heute in prekären Verhältnissen und haben nur eingeschränkten Zugang zu Bildung und sozialen Dienstleistungen. Nicholas engagiert sich dafür, diesen Bevölkerungsgruppen am Rande der Gesellschaft eine Stimme zu geben und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Im Rahmen der gemeinsamen Arbeit als Misereor-Projektschule bekamen Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 bis Q2 des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula die Möglichkeit, bei einem persönlichen Treffen mit Herrn Nicholas in der Schule aus erster Hand mehr über die Lebenssituation der Menschen in Sri Lanka zu erfahren. In einem offenen Gespräch schilderte Nicholas, unterstützt durch einen Dolmetscher, die Herausforderungen, mit denen die Menschen auf den Teeplantagen in seiner Heimat konfrontiert sind.
Ruth Oberthür, Lehrerin und Misereor-Verantwortliche am Gymnasium Sankt Ursula, schilderte in einem einleitenden Beitrag die besondere Ungerechtigkeit vor Ort, da Sri Lanka eigentlich ein gut entwickeltes Land sei, von dem bestimmte Bevölkerungsgruppen, vor allem die Gruppe der Tamilen, allerdings nicht profitierten.
Sawarinathan Nicholas sagt dazu: „Die Teepflückerinnen arbeiten unter extremen Bedingungen, erhalten oft keinen gerechten Lohn und haben kaum Zugang zu medizinischer Versorgung. Sie müssen täglich 20 Kilogramm Teeblätter pflücken und legen kilometerlange Wege bergab mit diesem Gewicht zurück. Sie sind oft barfuß und ohne geeignete Arbeitskleidung in einem Gebiet mit möglicherweise angreifenden Tieren und gefährlichen Schlangen unterwegs. Dabei erhalten sie weder eine medizinische Versorgung noch Unterstützung durch eine Versicherung, wenn ihnen etwas passiert.“
Hilfsprojekten komme deshalb eine besondere Bedeutung zu, betont Ruth Oberthür, und verweist vor den Schülerinnen und Schülern auf die Möglichkeit, durch kleine Veränderungen im Alltag einen Beitrag zu leisten. „In der Fastenzeit geben wir jedem Schüler und jeder Schülerin ein kleines Sparschwein, um auf unnötige Ausgaben, ein Eis oder Schokolade zu verzichten, und mit dem gesammelten Geld die Menschen in Sri Lanka zu unterstützen“, erklärte sie.
Sawarinathan Nicholas berichtete unterdessen von den Schwierigkeiten, die die Bevölkerung auch bei der Durchsetzung ihrer Rechte hat. „Die Regierung hat in der Vergangenheit versagt, und es ist oft schwierig, mit den Plantagenbesitzern über die Rechte der Arbeiter zu sprechen“, so Nicholas. „Wir hoffen, dass eine neue Regierung Veränderungen herbeiführen kann.“
Abschließend äußerte Nicholas den Wunsch, dass durch die Unterstützung von Misereor und anderen Organisationen die Lebensbedingungen der Menschen in Sri Lanka, und insbesondere die der Tamilen im Hochland, nachhaltig verbessert werden können. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Menschen die Möglichkeit erhalten, eine Ausbildung zu machen und selbstständig sowie unabhängig zu werden. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, und ich danke nochmals besonders dafür, dass ich hier bei Euch sein durfte“.