Bischöfliches Gymnasium
Sankt Ursula
Geilenkirchen
Rund um den 9. November, den 81. Jahrestag der Reichspogromnacht, beteiligten sich Schüler unserer Schule an verschiedenen Gedenkveranstaltungen. Die damit verbundene Botschaft ist eindeutig: Wir müssen uns erinnern – auch um gewissenloser Hetze, Rassismus und dem wieder zunehmenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.
Den Auftakt bildete die alljährliche „Stolpersteinputzaktion“ am Vormittag des 8. November: Unterstützt von unserem ehemaligen stellvertretenden Schulleiter Bernward Coers, der die Aktion vor einigen Jahren ins Leben gerufen hatte, begaben sich 25 Schüler der Jahrgangsstufe EF mit entsprechenden Reinigungsmaterialien ausgerüstet zu 22 Orten im Zentrum von Geilenkirchen. An diesen waren in den vergangenen Jahren 87 „Stolpersteine“ in Erinnerung an die aus der Stadt vertriebenen und ermordeten Juden verlegt worden. Die Steine aus Messing, die als kleine Gedenktafeln vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer in den Gehweg eingelassen sind, verlieren mit der Zeit ihren Glanz. Damit die Steine und damit die Erinnerung an das Schicksal unserer ehemaligen jüdischen Mitbürger nicht verblasst, haben die Schüler diese vom Schmutz befreit und poliert.
Am Abend des 8. November folgte die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt, organisiert von der „Initiative Erinnern Geilenkirchen“. Nach einer Andacht in der katholischen Kirche St. Marien zogen die Teilnehmer in einem Lichtergang mit beleuchteten Luftballons zum Synagogenplatz und zum jüdischen Friedhof. Schüler aus verschiedenen Jahrgangsstufen beteiligten sich an der Vorbereitung der Veranstaltung und nahmen auch selbst am Lichtergang teil.
Pastoralreferent (und unser Schulseelsorger) Bernhard Kozikowski, der gemeinsam mit Pfarrerin Lungová den Wortgottesdienst hielt, sowie der Sprecher der „Initiative Erinnern“, Hans Bruckschen, wiesen in ihren Ansprachen darauf hin, dass wir keinen Schlussstrich unter die Verbrechen des Nationalsozialismus ziehen dürfen, auch wenn gerade dies heute immer wieder gefordert werde.
Den Höhepunkt bildete zweifellos die Rede Steve Coles auf dem jüdischen Friedhof. Steve Cole ist der Sohn der Geilenkirchener Jüdin Ilse Dahl, die selbst Schülerin an St. Ursula war und der – im Gegensatz zu einem Großteil ihrer Familie – 1938 die Flucht in die USA gelang. Steve, der in Kansas City lebt, war in der vergangenen Woche zum wiederholten Male in Geilenkirchen zu Gast, in diesem Jahr zusammen mit seinen Söhnen Kevin und Jeff. Er berichtete in seiner Ansprache von den Erlebnissen seiner jüdischen Vorfahren, die seit vielen Generationen in Geilenkirchen lebten, eigene Geschäfte besaßen, Freunde und Nachbarn waren. Einige von ihnen haben für Deutschland im Ersten Weltkrieg gekämpft. Dennoch wurden sie von den Nationalsozialisten ihrer Rechte beraubt, verfolgt, vertrieben oder ermordet. Steve Cole zeigte sich sehr dankbar dafür, dass so viele Menschen an dem Lichtergang teilnahmen – auch um sich an seine Vorfahren zu erinnern. Die ergreifenden Worte eines von den schrecklichen Folgen der Naziherrschaft persönlich Betroffenen beeindruckten alle Anwesenden nachhaltig.
Schließlich erfolgte am Mittwoch, dem 13.11., eine erneute Stolpersteinverlegung, im Zuge derer weitere neun Steine für ehemalige jüdische Mitbürger an insgesamt fünf Orten verlegt wurden. Wie in den Jahren zuvor haben alle weiterführenden Schulen der Stadt Patenschaften für einzelne Verlegestellen übernommen. Unsere Schule, u.a. vertreten durch einen Geschichtskurs der Jgs. EF, begleitete die Verlegung der Steine, die vom Kölner Künstler Gunther Demnig vorgenommen wurde, an zwei Orten. Dazu trugen die Schülerinnen Louisa Horsten, Patty Lenders, Aimée Hennecken und Anastasja Dubil verschiedene Texte vor, die an Helene Horn (Konrad-Adenauer-Str. 185) und Else Gottschalk (Konrad-Adenauer-Str. 240) erinnerten. Den würdigen Rahmen der Veranstaltung lieferte eine Abordnung unserer Big Band unter der Leitung von Leo Jansen.
Gerade die vielen anwesenden Schüler aus ganz Geilenkirchen setzten ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen. Und ein Zeichen dafür, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf.