Bischöfliches Gymnasium
Sankt Ursula
Geilenkirchen
In kleinen Gruppen, mit Abstand und unter freiem Himmel fand die diesjährige Begrüßung der neuen Fünftklässler am Gymnasium Sankt Ursula in Geilenkirchen statt. Wie zuletzt schon bei der Abiturfeier wurde der kleine Pausenhof vor dem Gebäude K im Schatten hoher Bäume als Treffpunkt gewählt, und auch diesmal verlieh dieser Ort den Feierlichkeiten ein besonderes Ambiente.
Schulleiter Jürgen Pallaske und Erprobungsstufenkoordinatorin Heike Hermbecker begrüßten die „neuen Ursulaner“ und ihre Eltern gemeinsam mit Schulseelsorger Bernhard Kozikowski und den Klassenleitungsteams. Heike Hermbecker wünschte den neuen Schülerinnen und Schülern viel Erfolg und auch ganz viel Mut auf dem gemeinsamen Weg an dieser, unserer Schule. „Es ist ein besonderer Weg, bei dem natürlich ein erfolgreiches Abitur auch ein gemeinsames Ziel darstellt“, so die Erprobungsstufenkoordinatorin. Bernhard Kozikowski hatte zum Abschluss der Begrüßungszeremonie noch ein besonderes Geschenk für die Fünftklässler, das er in seinem geistlichen Impuls zur Begrüßung mit einem Bezug zu Angela Merici schon angekündigt hatte.
Liebe Mädchen und Jungen, liebe Angehörige!
Wir beginnen diesen Tag mit einem Gottesdienst, wir sind eine kirchliche, christliche Schule. Wir können wegen der Coronarisiken nicht in der Pfarrkirche feiern – aber hier draußen haben wir einen schönen Ersatz in unserem Blätterdom…. Unsere Schule wurde früher von Ordensschwestern, die als Lehrerinnen und Leiterinnen hier tätig waren, geleitet und gestaltet. Ich selbst habe das noch als Schüler hier erlebt. Der Orden der Ursulinen geht zurück auf Angela Merici, die vor knapp 600 Jahren begonnen hat, sich besonders für arme Mädchen einzusetzen und sich um ihre Bildung zu kümmern. Sie fühlte sich ganz tief angesprochen von Jesus und hat ihr ganzes Leben nach ihm ausgerichtet.
Wir beginnen euren ersten Schultag mit einem Gottesdienst, weil wir darauf vertrauen und uns daran erinnern, dass Gott alle unsere Wege mitgeht. Bestimmt seid ihr ganz schön aufgeregt und gespannt, vielleicht sorgt ihr euch auch, wie das hier an der großen Schule werden wird, ob ihr das alles schaffen werdet, ob ihr gute Freundinnen und Freunde findet und ob ihr nette Lehrerinnen und Lehrer haben werdet. Auch für die Eltern ist es eine neue Phase im Leben, Sie lassen die Kinder noch ein wenig weiter los und hoffen, dass sie sich gut zurechtfinden und gut aufgehoben sind. Aber ich denke, viele von euch freuen sich einfach, dass es jetzt losgeht.
Lasst uns darum anfangen mit dem Zeichen aller Christen, dem Kreuzzeichen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! A propos anfangen: Wie habt ihr denn diesen Tag heute nach dem Aufwachen angefangen? Ich vermute, das war bei vielen ähnlich wie bei mir: im Badezimmer vor dem Spiegel! Da habe ich mich im Spiegel angeschaut, noch ein bisschen knüselig und verknautscht, und ich musste an die Worte eines klugen Mannes denken: Der hatte mir einmal folgendes geraten: Wenn ich morgens keine Zeit oder Lust auf ein richtiges Morgengebet hätte, sollte ich mich im Spiegel anschauen und sagen: „Herr, ich danke dir, dass du mich so wunderbar gemacht hast!"
Oh Mann, mir fallen viele Dinge ein, die ich gar nicht so wunderbar an mir finde... (das zähle ich jetzt nicht alles auf...). Und ich wette, das geht euch ähnlich. Man findet sich nicht nur toll, man hat doch jede Menge Fehler, nicht nur optisch, zu dick, zu dünn, zu ungeduldig, was auch immer.... Wir gucken oft sehr kritisch auf uns. Aber dieser Satz morgens vor dem Spiegel erinnert mich daran, wie Gott auf uns sieht: nämlich voller Liebe! Gott sieht bis auf den Grund unserer Seele, er sieht das Schöne und Gute, all das Wertvolle – weil wir Kinder Gottes sind. Da wo wir uns selbst klein machen, richtet er uns auf und nimmt uns an mit all unseren Fehlern. Der Blick in den Spiegel erinnert uns daran, wie Gott auf uns sieht – und wie auch wir auf einander schauen können: der da, den ich gerade zum Mond schießen könnte und überhaupt nicht leiden kann – der ist auch ein geliebtes Kind Gottes! Könnten wir uns doch öfter daran erinnern und so miteinander umgehen, liebevoll und mit Respekt und Achtung!
Angela Merici hat sich sehr darum bemüht, diese Grundhaltung weiterzugeben an die ihr anvertrauten Schwestern. Ich will euch ein kleines Zitat vorlesen, in dem das zum Ausdruck kommt: „Ich bitte euch sehr, bemüht euch, die Kinder mit Liebe an euch zu ziehen. Führt sie mit sanfter und milder Hand, nicht gebieterisch oder mit Härte. Das heißt Seelen befreien: wenn man den Schwachen und Schüchternen Mut macht, sie mit Liebe zurechtweist (...). Und verhaltet euch so, dass sich die Kinder in euch spiegeln können. Tut zuerst selbst, was ihr von ihnen verlangt (...). Denn es ist recht und angemessen, dass die Lehrerinnen für die Kinder Vorbild und Spiegel sind, besonders in der glaubwürdigen Haltung."
Daran wollen wir auch heute noch an dieser Schule Maß nehmen und uns darum bemühen. Natürlich gelingt das nicht immer, wir sind nicht immer nett zu einander, gerecht und respektvoll. Aber wir wollen uns um eine Gemeinschaft bemühen, die immer wieder dahin zurückkehrt, weil sie im Anderen das geliebte Kind Gottes sieht, mit Wohlwollen und Güte, auch wenn es manchmal schwer fällt und Mühe macht.
Als Erinnerung daran und an diesen Tag bekommt gleich jedes Kind einen kleinen Spiegel zum Mitnehmen. Da kann man viel Blödsinn mit machen, Fratzen schneiden, sich schminken, mit dem Sonnenlicht blenden – aber er kann auch eine kleine Erinnerung daran sein, wie Gott auf uns sieht und wie wir auf einander schauen können – mit Wohlwollen und Güte, weil wir „wunderbar gemacht“ sind. So wünsche ich euch einen guten Start und eine gute Zeit an unserer Schule!
Gebet: Gott, du liebst uns und begleitest unser Leben mit deinem Heiligen Geist, durch die Menschen, die es gut mit uns meinen, durch das Wunder der Natur, durch unser Gewissen und jeden Funken von Liebe in unserem Leben. Hilf uns dabei, dass wir von dir lernen und deine Liebe weitergeben an die Menschen, denen wir in unserem Leben begegnen – auch wenn es uns manchmal Mühe kostet. Deine Liebe zu uns breitet sich aus, wenn wir sie verbreiten. Amen.