Bunte Blumen, ein besonderes Schülerprojekt und eine Auszeichnung von hoher Stelle: Sankt Ursulas „Vielfalt Buddies“ repräsentieren gemeinschaftliches Engagement gegen Ausgrenzung

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Datum:
Mi. 29. März 2023
Von:
Dominik Esser

„Als ich noch nicht lange im Raum war, hatte ich bereits in Gedanken von diesen Blumen geschwärmt, und dass ein Strauß jetzt für mich bestimmt ist, ist natürlich großartig“, sagt Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des Landtags NRW, nach der Übergabe der Urkunden an Sankt Ursulas „Vielfalt Buddies“. Michelle Mattern, Nina vom Scheidt, Justin Weigandt und Anna Nilles, Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula Geilenkirchen, wurden ausgezeichnet „für ihr herausragendes Engagement für Vielfalt und Gemeinschaft“, so steht es auf den Urkunden der Vizepräsidentin.

Somit waren es nicht die Blumen, die an diesem Donnerstag in der Schule im Vordergrund standen, sondern ein Projekt, das wächst und vollends auf Initiative der Schülerinnen und Schüler zurückzuführen ist. Viel zu tun haben die „Vielfalt Buddies“ bei ihren Pausengesprächen im Moment noch nicht, die Signalwirkung ist aber deutlich, „auch weil Ausgrenzung und Diskriminierung und vor allem die Folgen in der Gefühlswelt der Betroffenen bei Gesprächen in den Klassen vor Augen geführt werden“, sagt Lena von Seggern von der Antidiskriminierungsstelle der Caritas Eifel. So wirkt die Arbeit der Buddies auch präventiv und regt an, sich zu engagieren und mitzumachen.

Lena von Seggern begleitet die Vielfalt Buddies unterstützt von der ehemaligen Lehrerin Anneliese Seedorf am Bischöflichen Gymnasium Sankt Ursula. Für Schulleiter Jürgen Pallaske ist es absolut dem Engagement der Schülerinnen und Schüler zu verdanken, dass Frau von Seggern den weiten Weg nach Geilenkirchen immer wieder auf sich nimmt, um die „Buddies“ fortzubilden und Gespräche in den Klassen zu führen, die – und das ist spürbar – zu einem gewohnt herzlichen und gemeinschaftlichen Miteinander beitragen.

Für die Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz sind gerade diese wachsenden Projekte, die eine Vorbildfunktion für unsere gesamte Gesellschaft haben, von besonderer Bedeutung. Die Urkunden für Nina, Justin, Anna und Michelle wurden entsprechend mit viel Lob überreicht: „Es braucht Mut, auf Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler zuzugehen, und das macht euch wirklich zu Helden! Und ich danke auch der Schulleitung herzlich dafür, dass sie ein solches Projekt fördert, vielen Dank.”

Begleitet von interessanten Gesprächen ging es nach der Übergabe und bei sonnigem Wetter in den Rosengarten der Schule, und am Besprechungsraum der „Buddies“ wurden nicht nur Erinnerungsfotos geschossen, sondern zudem natürlich ein Wiedersehen beschlossen. Frau Aymaz, herzlichen Dank für Ihren Besuch und auch allen Mitwirkenden ein vorerst letztes Lob sowie ein großes Dankeschön.

Bericht des Caritasverbandes für die Region Eifel

Ihre Namen sind Michelle, Anna, Justin und Nina. Sie sind Schülerinnen und Schüler des Bischöflichen Gymnasiums Sankt Ursula in Geilenkirchen und haben zu Beginn des Schuljahres 2022/23 den Wunsch geäußert, sich für das Miteinander an ihrer Schule zu engagieren. Sie selbst wollten ihren Mitschülern als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn diese Anschluss an die Schulgemeinschaft suchen. So konzipierten sie ein Projekt und setzten es im Laufe des Schuljahres eigenständig um. Dabei wurden sie von ihrer Religionslehrerin Anneliese Seedorf organisatorisch und durch Lena von Seggern von der Servicestelle für Antidiskriminierung des Caritasverbandes fachlich unterstützt. Inzwischen bieten die „Vielfalt Buddies“ eine wöchentliche Sprechstunde an, haben einen Flyer über ihr Angebot erstellt und sich in allen fünften und sechsten Klassen der Schule als „Buddies" (Buddy =  Vertrauter, Unterstützer) vorgestellt und angeboten. Am 16. März hat die Vizepräsidentin des Landtags NRW, Berivan Aymaz, ihren Einsatz gewürdigt und offiziell Auszeichnungen an die Jugendlichen überreicht. 

„Das Besondere an diesem Projekt ist, dass Schülerinnen und Schüler selbst tätig werden wollten, um Kinder und Jugendliche an ihrer Schule zu unterstützen, die gerne dazugehören möchten", betont Lena von Seggern. „Sie haben die Sache selbst in die Hand genommen und dabei viel Zustimmung erfahren: von ihrer Lehrerin Anneliese Seedorf, von der Schulleitung und vielen weiteren Lehrkräften." Die Zusammenarbeit habe für sie daraus bestanden, eigenen Ideen der jungen Menschen Raum zu geben und mit ihnen zu überlegen, wie sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können. „Wichtig war ihnen außerdem, dass Schüler Schüler beraten – also ein Peer-to-Peer-Ansatz, weil sie aufgrund früherer Diskriminierungserfahrungen gelernt haben, dass sich Kinder und Jugendliche lieber an Gleichaltrige wenden." 

Schulleiter Jürgen Pallaske stellt sich klar hinter das Projekt und das Engagement der jungen Menschen: „Ihr habt gesagt ‚Wir wollen hier etwas machen!‘ Ihr habt mit Eurer Initiative ein Leuchtturmprojekt geschaffen und nun könnt ihr auf uns vertrauen, das wir das unterstützen – das ist unser Job!" Sein Stellvertreter Robert Jansen ergänzt: „Ein gemeinschaftliches Handeln sowie die Achtsamkeit auf dem Schulhof, im Unterricht, bei außerunterrichtlichen Angeboten und in der Freizeit zeichnen unsere Schule aus. Dass sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen des neuen Projektes besonders für diese gesellschaftlichen und schulischen Werte über den Unterricht hinaus einsetzen, finde ich besonders lobenswert." Die „Vielfalt Buddies" wollen vor allem „zuhören und helfen", so ist es auf ihrem Informationsflyer, der in der Schule und vor allem in den neu zusammengesetzten fünften Klassen aushängt, vermerkt. Sie stellen sich auf dem selbst gestalteten Informationspapier vor und bieten ihre Hilfe bei individuellen Problemen an. Treffpunkt ist ein Raum im Rosengarten der Schule, vorbeikommen darf natürlich jeder. 

„Bei diesem Projekt geht es letztlich darum, Schülerinnen und Schüler fit zu machen, um mit guten Strategien zu unterstützen und zu helfen", sagt Anneliese Seedorf. „Wir sind sehr froh, mit der Servicestelle der Caritas Eifel einen sehr guten Partner gefunden zu haben, dennoch opfern die Vielfalt Buddies natürlich außerordentlich viel Freizeit für ihr Angebot und die vorherige Ausbildung; das ist ihnen hoch anzurechnen. Auf die gewinnbringende weitere Zusammenarbeit in den kommenden Jahren freue ich mich und danke der Caritas für die Zeit, die sie in der Schule und für die Schülerinnen und Schüler investiert, vielen Dank!" 

Berivan Aymaz hatte sich bewusst Zeit genommen, um die offizielle Übergabe der Zertifikate an die Buddies zu übernehmen. „Mein Terminkalender ist tatsächlich sehr voll, aber bei einer solchen tollen Sache, da ist es wichtig, auch einmal raus zu fahren.“ Und was sagen die Jugendlichen zu so viel positivem Feedback und ihren bisherigen Erfahrungen? „Ich bin wirklich erstaunt, dass so eine kleine Idee dazu geführt hat, dass wir jetzt hier in dieser großen Runde zusammen sitzen", sagt Nina lächelnd. „Erfahrungen mit Diskriminierung gibt es überall, nicht nur bei uns. Und wir haben festgestellt, dass selbst nett gemeinte Worte, die unüberlegt ausgesprochen werden, verletzen können." Zudem seien sie im Laufe der Zeit und durch das Projekt sensibler geworden für „kleine Ausgrenzungen." Nach den Osterferien sind sie auf die 9. Klassen zugegangen, um Nachfolger für sich zu finden. Ihr großer Wunsch ist, dass das Projekt auch im kommenden Schuljahr fortbesteht; drei von ihnen absolvieren gerade das Abitur und verlassen somit bald die Schule. Berivan Aymaz drückt ihre Anerkennung aus. „Euer Engagement ist großartig. Wenn das Nachahmer findet, dann kann das auch von einem großen gesellschaftlichen Nutzen sein!" 

Lena von Seggern ist begeistert vom Herzblut, das die jungen Menschen in das Projekt gesteckt haben und hebt noch einmal hervor, was es so besonders macht: „Das Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist ganz klar, dass Jugendliche selbst die Initiative für das Projekt ergriffen haben und es selbst – nach ihren Vorstellungen – konzipiert haben. Dabei habe ich sie sehr gern unterstützt."

 

Bericht der Geilenkirchener Zeitung

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